Was bedeutet Agni?
Agni ist ein zentrales Prinzip in der ayurvedischen Lehre. Es ist das metabolische Prinzip, das die Umwandlung von Nahrung in Körpergewebe vollzieht. Im Volksmund heißt es: „Du bist, was Du isst“, der Ayurveda aber sagt: „Du bist, was Du verdauen kannst“ oder in einer poetischen, blumigen Sprache: „Agni ist das, welches all´ das, was Du nicht bist, zu Dir macht!“ Je besser Agni arbeitet, desto besser werden die einzelnen Körpergewebe genährt und erneuert und umso wohler und gesünder fühlt sich der Mensch.
Brennt das Verdauungsfeuer gut/normal, dann wird die Nahrung bestmöglich verstoffwechselt und es bleiben keine unverdauten Nahrungsreste im Organismus zurück. Der Körper erfreut sich dann meist einer guten Gesundheit und einer excellenten Körper- und Immunkraft.
Brennt das Feuer aber zu schwach oder unregelmäßig, wird die Nahrung langsam oder nur zum Teil verdaut. So können unverdaute Nahrungsreste (Ama) zurückbleiben, die den Körper belasten sowie träge und müde machen.
Brennt das Verdauungsfeuer zu stark, wird die Nahrung zu schnell verdaut. Die Nährstoffe können nicht ausreichend verwertet werden und es kann ein Nährstoffmangel entstehen, der zu einer verminderten Qualität der Körpergewebe führt. Oft äußert sich ein zu hohes Agni durch Heißhungerattacken, Durchfall, emotionale Reizbarkeit, Sod- oder Magen-brennen sowie durch Übersäuerung des Körpers.
Die Kraft des eigenen Verdauungsfeuers hängt von der individuellen Dosha-Kombination ab. Wer beispielsweise viel Kapha hat verdaut meist schlechter und langsamer, während Pitta-Typen generell gut und schnell verdauen. Bei einem hohen Vata-Anteil kann Agni sehr unregelmäßig arbeiten. Dann wird sogar konstitutionsgerechte, gesunde Nahrung manchmal ausreichend gut und manchmal schlecht verdaut. Das individuelle Dosha-Gefüge und der aktuelle Agni-Status können durch eine ayurvedische Ernährungsberatung diagnostiziert und ausgeglichen werden.
Agni und die Jahreszeiten
In den verschiedenen Jahreszeiten verändert sich die Sequenz unseres Verdauungsfeuers, was von unserem Körper automatisch gesteuert wird und eng mit der Natur um uns herum verbunden ist. So hat man an heißen Sommertagen beispielsweise keinen Appetit oder gar Heißhunger auf Gans mit Blaukraut und Knödeln und man könnte diese auch nur – unter diversen körperlichen Reaktionen wie z.B. Hitzewallungen und Schweißbildung – schwerlich verdauen. In den sommerlich heißen Temperaturen versucht der Körper , sich vor Überhitzung zu schützen. Dafür reduziert er das innere Feuer und somit auch das Hungergefühl und die Verdauungskapazität. In dieser Zeit haben wir eher das Verlangen nach leichten und kühlenden Speisen und Getränken.
Dementsprechend ist unser Bedürfnis auf kalte Getränke oder Speiseeis im tiefen Winter sehr gering. Der Körper muss sich im Winter darum kümmern, dass er nicht auskühlt und so steigt unser Verdauungsfeuer an (Agni brennt stark) und mit ihm der Hunger und das Verlangen nach warmen, nährenden Speisen. Dabei helfen wir unserem Körper zusätzlich mit warmer Kleidung, geheizten Räumen sowie warmen Getränken, gut durch den Winter zu kommen.
Der Organismus benötigt in den kalten und dunklen Wintermonaten wärmende, nährende, schwerere und süßere Speisen, die den Körper und auch die Psyche schützen und stützen. Auch die Portionen dürfen etwas größer sein. Aus diesem Grund ist es auch nicht sinnvoll, bereits Anfang Januar – im Rahmen der guten Vorsätze für das neue Jahr – mit einer Fastenkur oder einer Diät zu starten. In dieser Zeit – dem ayurvedischen späten Winter (Shishima Ritu) – ist der Körper absolut nicht bereit, loszulassen. Erst Ende Februar, wenn der ayurvedische Frühling (Vasanta Ritu) beginnt, schmelzen die überflüssig werdenden Depots des Winters auf ganz natürliche und leichte Weise. Das ist der optimale Zeitpunkt, um den Organismus sanft mit einer ayurvedischen, doshagerechten Fastenkur bei der Gewichts-reduktion und der Entgiftung zu unterstützen. Lassen Sie sich gerne diesbezüglich von mir persönlich oder telefonisch informieren.
Allgemein gilt:
Im Frühling sollten schwere, süße und fettige Speisen reduziert und die Portionen wieder kleiner werden, da das Agni abnimmt und schwächer arbeitet.
Im Sommer brennt das Verdauungsfeuer dann auf niedriger Flamme und der Hunger ist dementsprechend nicht sehr groß. Achten Sie auf die Signale Ihres Körpers, essen Sie weniger und leichter und integrieren Sie milde und kühlende Nahrungsmittel und Getränke.
Ab Herbst steigt das Verdauungsfeuer und auch der Hunger langsam an und es können wieder nährendere und süßere Lebensmittel konsumiert werden.
Im Winter können dann größere Portionen mit schwereren Speisen eingenommen werden.
Sie können Ihr Agni ganzjährig wunderbar unterstützen, indem Sie die schwer verdaulichen vor den leicht verdaulichen Speisen essen, Sie abends nur leicht verdauliche und warme Mahlzeiten einnehmen und eisgekühle Getränke und Eiscreme nur an sehr heißen Sommertagen konsumieren.
Schwer verdaulich sind z.B. Süßigkeiten (alles mit sehr viel Zucker und Fett), Käse, Fleisch (rotes Fleisch ist schwerer verdaulich als helle Fleischsorten), Gemüserohkost, fetter Fisch, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, etc.
Leicht verdaulich sind z.B. gekochtes Gemüse, geschälte Getreide (weißer Reis, Nudeln, Weißmehlprodukte,…), gedünstete süße Früchte ohne Kerne, Brühe, Lassie, etc.
